Umtopfen

Wieso überhaupt Umtopfen?

Das regelmäßige Umtopfen der Bonsais, meistens verbunden mit dem Beschneiden der Wurzeln ist einer der wichtigsten Pflegeschritte, um die Bäumchen auf Dauer gesund zu erhalten. Für die Vitalität deines Bonsais spielt das Substrat, in dem er wächst eine außerordentlich wichtige Rolle, denn es gibt ihm Halt und aus dem Boden zieht er über die Wurzeln das Wasser und die Nährstoffe, die er für sein Wachstum braucht. Außerdem speichern die Bäumchen in den Wurzeln Reserven ab, die ihnen z.B.  helfen, nach dem Winter wieder auszutreiben. Im Gegensatz zu den Bäumen in der Natur haben sie aber nur sehr wenig Substrat zur Verfügung, das nach geraumer Zeit völlig von den Wurzeln durchdrungen ist und dessen Nährstoffdepots aufgebraucht sind. Hat ein Bonsai seine Schale einmal soweit durchwurzelt, dass man ihn komplett aus seiner Schale heben kann und nur noch Wurzeln und kein Krümelchen Erde mehr zu sehen ist, spätestens dann solltest du dein Bäumchen umtopfen. Jüngere Bonsais erreichen diesen Punkt ungefähr alle zwei bis drei Jahre, ältere, reife Bäumchen können schon einmal vier bis fünf Jahre im selben Substrat verbleiben, bis sie umgetopft werden müssen. Solltest du zu lange mit dem Umtopfen warten, kann dein Bäumchen anfangen zu verkümmern, oder sogar eingehen, weil folgende Dinge passieren:

 

1. Das Substrat  verarmt, weil die organischen Teile zersetzt worden sind und es bleibt v.a. feiner mineralischer Staub zurück. Dein Bäumchen bekommt nun nicht mehr genügend Nährstoffe ab, um kräftig zu wachsen. Das kann man auch nur bedingt durch Düngung, weil die Kapazität des Bodens Wasser zu speichern auch deutlich abnimmt. Die Nährstoffe, die du mit dem Gießwasser zugibst, werden also nicht mehr im Substrat gespeichert, sonder fließen größtenteils wieder unten aus dem Drainageloch ab.

2. Der Boden enthält nicht mehr genügend Luft. Die biologischen Vorgänge im Boden benötigen aber Sauerstoff, und der fehlt, wenn das Substrat keinen Raum mehr für Lufteinschlüsse mehr hat. 
3. Ein Baum wächst immer sowohl über als auch unter der Erde. Wenn der Wurzelballen eines Bonsais nicht mehr wachsen kann, weil einfach kein Platz für neues Wurzelwerk vorhanden ist, reduziert sich auch das oberirdische Wachstum der Pflanze drastisch und der Bonsai fängt an zu verkümmern.

Durch das regelmäßige Umtopfen mit einem Wurzelschnitt verschaffst du deinem Bäumchen also neue Nährstoffe, Sauerstoff im Wurzelbereich und Raum für das nötige Wurzelwachstum, den es zum Leben braucht.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Umtopfen?

Der richtige Zeitpunkt im Jahreskreis, um deine Bonsais mit frischem Substrat zu versorgen und die Wurzeln zurückzuschneiden, ist natürlich immer davon abhängig, welche Art von Bonsai du pflegst. 
Aber es gibt schon ein paar allgemein gültige Grundsätze, die du beachten solltest.

Die beste Zeit für das Umtopfen ist der Beginn der Wachstumsperiode im Frühling. Wenn die Temperaturen langsam wieder ansteigen und die Tage länger werden, aber noch bevor die Knospen anschwellen und  der Neuaustrieb startet, ist eigentlich der  ideale Zeitpunkt dafür. Mit dem anschwellendem Saftstrom innerhalb der Pflanze steigen dann die im Wurzelbereich eingelagerten Stoffe in der Pflanze langsam nach oben und versorgen die Knospen und den Neuaustrieb mit den nötigen Nährstoffen. Wenn du jetzt die Wurzeln zurückschneidest, gehen der Pflanze weniger Reserven verloren, da sie sich bereits im Stamm und den Ästen  dem Weg nach oben befinden. Nach meiner Erfahrung stecken die meisten Bonsais das Umtopfen aber auch gut weg, wenn man diesen Zeitpunkt einmal verpasst. Man sollte die frisch umgetopften Bonsais aber grundsätzlich für zwei bis drei Wochen nicht ungeschützt strengem Frost,, längerer Trockenheit oder voller Sonne aussetzen, damit sie sich in  aller Ruhe erholen können. 


Ich topfe immer zuerst, meist so gegen Ende Februar, Anfang März meine Indoorbonsais um, dann so Mitte bis Ende März meine Kalthausbäumchen. Die haben dann noch genügend Zeit sich bis zum Ausräumen ins Freie im gemäßigten Klima auf meiner Schlafzimmerfensterbank zu erholen. Ende März, Anfang April folgen dann meine Outdoors, sobald der Wetterdienst ein paar frostfreie Tage ankündigt.

 

Wie gehe ich beim Umtopfen vor?

 

1. Wurzelballen begutachten

Als erstes hebst du dein Bäumchen am Stammansatz komplett aus dem Topf und entscheidest, ob ein Umtopfen tatsächlich notwendig ist. Wenn der Wurzelballen die komplette Schale durchwurzelt hat und die Wurzeln innen am Schalenrand entlang wachsen, dann solltest du deinen Bonsai umtopfen. Wenn nicht, dann packst du ihn einfach wieder zurück in den Topf und lässt ihn noch ein Jährchen drin.

2. Schale vorbereiten

Als nächsten Schritt solltest du die Schale vorbereiten, damit das eigentliche Umsetzen des Bäumchens danach möglichst schnell geht. Dazu deckst du das Drainageloch des Bonsaitopfes mit einem Plastiknetz ab. Zur Not geht auch ein Stein oder eine Tonscherbe. Dadurch soll verhindert werden, dass mit dem überschüssigen Gießwasser größere Mengen des Substrates ausgeschwemmt werden. Dann führst du von unten ein längeres Stück Draht durch das Drainageloch und verankerst das unter der Schale. Mit diesem Draht wird später der Wurzelballen fixiert, so dass er sicher einwachsen kann und auch der Wind dein Bäumchen nicht mehr umwerfen kann. Dann füllst du ganz unten eine dünne Drainageschicht aus mineralischen Material ein (z.B. Bimskies) die überschüssiges Gießwasserr aus dem Topf leitet und so die gefürchtete Staunässe verhindert und damit die Gefahr von Wurzelfäule reduziert.

Anschließend füllst du eine Bodenschicht des frischen Substrates ein und bildest an der Stelle an der der Stamm deines Bonsais letztendlich stehen soll einen kleinen Hügel, auf den du später den Wurzelballen aufsetzt.

3. Wurzelballen auflockern und die Wurzeln beschneiden

Das Ziele dieses Schrittes sind es, den Wurzelballen zu reduzieren, um wieder Platz für neues Wurzelwachstum zu schaffen, das alte verbrauchte Substrat weitgehend aus dem Ballen zu entfernen und den Wurzelfilz aufzulockern, so dass im Ballen Platz für neues Substrat und neue Haarwurzeln entsteht. 
Dazu zieht man mit einer Wurzelkralle die Wurzeln vorsichtig auseinander. Du solltest dich dabei von außen nach innen vorarbeiten. Das ist manchmal recht mühselig, weil die Wurzel vielfach miteinander verfilzt sind und dadurch gerade am äußeren Rand sehr widerspenstig sein können. Hier darf man sich nicht zu roher Gewalt hinreißen lassen und einfach rupfen, da man so die Wurzeln unnötig beschädigt, sondern es ist Geduld gefragt. 
ODER: In verschiedenen Videoclips von asiatischen Bonsaigärtnern habe ich gesehen, dass sie den Wurzelballen einfach mit einer scharfen Astsäge an den Rändern und unten auf das gewünschte Maß abschneiden. Ich habe das ausprobiert und es funktioniert sehr gut. Das Entfilzen des Restballens geht dann wesentlich einfacher. Jetzt schneidest du die noch überstehenden Wurzeln mit einer scharfen Schere soweit zurück, dass du den Ballen insgesamt um etwa ein Drittel reduziert hast. Danach schüttelst du das alte Substrat vorsichtig aus dem Wurzelballen. Jetzt ist dein Bäumchen soweit vorbereitet, dass du es in die Schale geben kannst.

4. Bäumchen in die Schale setzen

Du setzt dazu deinen Bonsai auf den kleinen Hügel aus neuem Substrat und bringst ihn mit etwas Druck und leichten Drehbewegungen in die vorgesehene Position. Der Stammansatz sollte dabei etwas über dem Schalenrand bleiben, weil der Bonsai dann den Eindruck erweckt, er stünde auf einem Hügel, der zu den Schalenrändern hin sanft abfällt. Wenn dudeln Bäumchen dann da hast, wo du ihn haben willst, fixiertest du den Ballen mit dem Draht.

5. Neues Substrat einfüllen

Nun füllst du mit einem Löffel oder einer kleinen Schaufel in die leeren Zwischenräume das neue Substrat. Achte darauf, genug neues Substrat zwischen die Wurzeln zu bringen. Dazu stopfst du es mit einem  Holzstäbchen vorsichtig in die Wurzelzwischenräume. Klopfe von Zeit zu Zeit auch mal mit der Hand an den Schalenrand oder setze die Schale etwas kräftiger auf dem Tisch auf, so dass durch die dezenten Erschütterungen das Substrat in die Zwischenräume rieseln kann. Wenn du damit fertig bist, drücke das Substrat mit der flachen Hand fest und forme die Oberfläche dabei so, dass sie bis etwa einen halben Zentimeter unter den  Schalenrand reicht. So entsteht ein Gießrand, der verhindert, dass beim Wässern des Bäumchens Substrat über den Schalenrand ausgeschwemmt wird.

6. Angießen

Als letzten Schritt musst du das frisch umgetopfte Bäumchen gut wässern. Du kannst das vorsichtig schluckweise mit einer Gießkanne tun, bis das neue Substrat komplett durchfeuchtet ist und das überschüssige Gießwasser aus den Drainagelöchern fließt. Du kannst den Bonsai aber auch in eine Schüssel stellen und diese bis knapp unter den Schalenrand deines Bonsais mit Wasser füllen, so dass sich die neue Erde von unten durch das Drainageloch vollsaugen kann. Beim ersten Angießen wird das Substrat auch noch in Hohlräume zwischen den Wurzel geschwemmt und es kann nötig sein, nocheinmal ein wenig davon in die entstandenen Lücken zu füllen. Danach nochmal sanft mit der Hand die Oberfläche glätten und du hast dein Bäumchen umgetopft.

7. Nachsorge

Nun musst du dein Bäumchen für ein paar Wochen an einem geschützten Ort aufstellen und gut im Auge behalten, bevor du es an seinem endgültigen Standort wieder Wind und Wetter überlässt. Größere Schnittmaßnahmen und Drahtarbeiten solltest du auch erst wieder machen, wenn sich das Bäumchen  Umtopfen erholt hat.