Waldkiefer (Pinus sylvestris)
Standort
Die Waldkiefer kann ganzjährig in der vollen Sonne stehen. Da sie auch kurze Trockenphasen gut übersteht, ist dieser Standort auch im Hochsommer kein Problem. Lediglich direkt nach dem Umtopfen und nach größeren Schnittmaßnahmen stelle ich sie für ein paar Tage in den Halbschatten. Ein erhöhter Standort ist günstig, da dann auch die unteren Äste mehr Licht von allen Seiten abbekommen. Bei Lichtmangel neigt die Waldkiefer nämlich dazu, an betroffenen Partien Nadeln abzuwerfen. Es können dann auch ganze Äste absterben.
Schneiden
Waldkiefern sind recht sind schnittverträglich und treiben auch nach groben Schnittmaßnahmen in der Regel willig wieder aus. Der beste Zeitpunkt für einen Gestaltungsschnitt ist dabei das späte Frühjahr, weil die dabei entstehenden Verletzungen über den Sommer gut verheilen können.
Der Formschnitt erfolgt dann in mehreren Schritten:
Bereits Ende März, Anfang April zupfen wir unerwünschte Knospen aus, bevor sich die Triebe entwickeln.
Wenn sich im Mai aus den verbliebenen Knospen dann die Triebe entwickeln, werden sie auf das gewünschte Maß eingekürzt.
Wobei tatsächlich geschnitten werden bei der Waldkiefer nur die Äste und Zweige, der Neuaustrieb dagegen wird durch Abzupfen mit den Fingern eingekürzt. Ich lasse die neuen Triebe zunächst ein paar Zentimeter wachsen und nehme sie dann auf 1-2 cm zurück. Dazu wende ich folgende Technik an:
1. 1-3 Triebe des gleichen Zweiges an ihrer Basis mit dem Zeigefinger und dem Daumen der einen Hand fixieren.
2. Die überstehenden Triebspitzen einzeln nacheinander mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand erst um 90 Grad drehen und dann abzupfen.
Dadurch kürze ich sie auf etwa die gleiche Länge.
3. Feintuning durch Nachzupfen. So entstehen nach und nach dichte Nadelpolster.
Überlange Triebe können auch ganz entfernt werden.
Anfang September kann man zusätzlich die Nadeln des Vorjahres auslichten oder ganz entfernen, um durch den erhöhten Lichteinfall versteckte Knospen im Kroneninneren zum Austreiben anzuregen.
Drahten
Grundsätzlich kann man einen Waldkiefer-Bonsai ganzjährig drahten und er lässt sich auch gut relativ stark biegen, so dass auch ziemlich drastische Gestaltungsideen realisierbar sind. Da die Waldkiefer recht langsam wächst, kann der Draht vergleichsweise lange am Bäumchen verbleiben und es nimmt so normalerweise recht problemlos mit einmal drahten die neue Form an. Der beste Zeitpunkt deine Waldkiefer zu drahten ist der Spätherbst, da dann weniger Harz aus den kleinen Verletzungen austritt, die beim Drahten fast automatisch entstehen.
Umtopfen
Alle drei bis vier Jahre topfe ich im Frühjahr meine Waldkiefer mit einem moderaten Wurzelschnitt um. Dabei ersetze ich das verbrauchte Substrat durch eine neue Mischung aus mittelgrobem Bimskies und Blumenerde (Verhältnis Kies zu Erde 1:2). Wichtig ist hier, dass man dem neuen Substrat etwas von dem Pilzmycel aus dem alten Ballen untermischt. Das beschleunigt die Ausbildung des Pilzgeflecht, das dein Bäumchen für ein gesundes Wachstum braucht. Als Anschubdüngung mische ich eine Handvoll Hornspäne in das Substrat. Ich lege beim Ausgraben mit einer Bürste immer ein paar Milimeter der Wurzeln am Stammansatz frei und setze dann das Bäumchen jedes Mal etwas höher in die Schale. Dadurch entsteht langsam ein schöner Wurzelstock.
Düngen
In der Vegetationsperiode mit Flüssigdüngern (Dosierung nach den Angaben auf der Flasche)
Meine Waldkiefer bekommt als Starthilfe im Frühjahr nach dem Auswintern, wenn sie beginnt auszutreiben, eine Gabe eines eisenhaltigen Koniferendüngers. Ab dann wird alle zwei Wochen mit flüssigem Bonsaidünger gedüngt. Ab und zu ersetze ich eine Gabe des Bonsaidüngers durch einen Koniferendünger. Ob das was bringt, kann ich zwar nicht sagen, geschadet hat es bis jetzt nicht und ich denke, dass jeder Dünger ein bisschen anders zusammengesetzt ist und auf die Weise das Bäumchen ein breiteres Spektrum an Nährstoffen geboten kriegt. Ich mag ja auch nicht immer das gleiche essen, auch wenn es mein Lieblingsgericht wäre.
Herbstdüngung mit mineralischem Kalium-Magnesium-Dünger (1Teelöffel pro 10 x10 cm Substratfläche)
Als letzte Düngung im Herbst gebe ich meinem Bäumchen eine Gabe eines mineralischen Kalium-Magnesium-Düngers, der das Aushärten der diesjährigen Triebe unterstützt und bei der Elnlagerung von Reserven hilft.
Beim Umtopfen
Wird der Bonsai in neues Substrat gesetzt, Mischung ich als Langzeitversorgung eine gute Handvoll Hornspäne ins Substrat. Danach dünge ich 3-4 Wochen nicht zusätzlich.
Im Winter dünge ich meinen Wacholder bis zum Ende des Austriebs nicht.
Gießen
Das Gießen ist bei diesem Bäumchen unkompliziert. Einfach mit dem Finger die Feuchtigkeit des Substrates testen und wenn die oberste Erdschicht sich trocken oder nur noch ganz leicht feucht anfühlt, ordentlich wässern, bis überschüssiges Gießwasser aus den Drainagelöchern der Schale in den Untersetzer läuft. Dann warten, bis das Substrat wieder angetrocknet ist. Und wieder von vorne...!
Überwintern
Da ein Bonsai im Gegensatz zu den Pflanzen in der freien Natur nicht mehr über Wurzeln verfügt, die in tiefere und damit frostfreie Erdschichten reichen, werden die oberirdischen Pflanzenteile bei längerem Frost nicht mehr mit Wasser versorgt. Es besteht die Gefahr, dass sie vertrocknen und absterben. Es gilt also den Wurzelballen vor Dauerfrost zu schützen. Ich habe dazu in eine Plastikwanne aus dickem Kunstoff (Mörtelwanne) einige Drainagelöcher gebohrt und befülle sie mit Rindenmulch aus dem Gartenmarkt. Darin vergrabe ich das Bäumchen einfach mitsamt der Schale so, dass die Substratoberfläche von einer mindestens drei Zentimeter dicken Mulchschicht bedeckt ist. Der lockere Mulch enthält viel Luft, die sehr gut isoliert und außerdem Feuchtigkeit speichert.
Wichtig ist bei dieser Überwinterung, dass die Wanne nicht auf der blanken Erde steht, weil sie sich durch ihr Eigengewicht dann in den Boden absenkt und sich die Drainagelöcher mit Erde verstopfen. Bei Regen entsteht dann in der Wanne gefährliche Staunässe. Ich stelle darum meine Wannen immer auf Steinplatten oder Ziegelsteine.
Wenn für mehrere Tage Frost von unter -15 Grad Celsius angesagt ist, schütze ich das Bäumchen zusätzlich mit einem Vlies.
Der Rohling zu meiner Waldkiefer war ein Baumschulpflänzchen, das ich als Geschenk zu meinem 40. Geburtstag 2007 bekommen habe.